Die Yerkes-Dodson-Kurve
Aus einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1908 stammt der vielzitierte Begriff der Yerkes Dodson Kurve. Diese Kurve zeigt den Zusammenhang von Aktivierung und Leistung.
Kernaussage des Yerkes-Dodson-Gesetzes ist: Immer noch mehr Aktivierung bringt nicht immer noch mehr Leistung. Vielmehr zeigt die Kurve ein umgekehrtes U beginnend mit Tiefschlaf, dann mit steigender Aktivierung ansteigend, abflachend und schließlich wieder abfallend bis hin zu einem Zustand der Panik. Die Leistungsfähigkeit erreicht also ihr Optimum an einem Scheitelpunkt.
Ob diese Kurve nun eher rund, flach und symmetrisch oder eher spitz und unsymmetrisch ist, bleibt bis heute ein Streitobjekt der Psychologen.
Denken ist ein Erregungsvorgang
Die Grundaussage der Yerkes-Dodson-Kurve ist leicht einzusehen. Jede Art von Denken oder auch nur der Transport von Informationen über die Nervenbahnen ist ein Erregungsvorgang. Das gilt auf der Ebene der einzelnen Nervenzellen ebenso wie auf der Ebene von Sprechen oder Ideenfindung. Techniken wie Brainstorming oder Schnelllesen nutzen unmittelbar die Verstärkung der Erregung als Steigerungsmöglichkeit für eine bestimmte Denkleistung.
Wenn gar keine Erregung da ist, also am linken Ende der Yerkes-Dodson-Kurve, kann auch keine Denkleistung abgerufen werden. Und am anderen Ende stößt man natürlich auch auf die Kapazitätsgrenze von Nervenbahnen und Synapsen.
Wir denken nicht mit Elektrizität alleine und deshalb auch nicht mit Lichtgeschwindigkeit, sondern eben auch mit chemischen Prozessen, die ihre Zeit brauchen. Jede Zelle muss nach einer Erregung wieder in den Normalzustand zurückkehren, bis sie wieder ein neues Signal abfeuern kann. Der Leistungssteigerung durch Aktivierung sind also klare Grenzen gesetzt, ganz einfach weil eine Art Überreizung eintritt.
Wie nutzt man diesen Zusammenhang?
Wie haben zwei Möglichkeiten, die Yerkes-Dodson-Kurve zu unserem Vorteil zu nutzen:
- Wir verändern die Kurve selbst, erhöhen also das Optimum
- Wir versuchen, möglichst nahe am Optimum zu arbeiten
Tipp:
Wir arbeiten näher am Optimum, wenn wir uns stark
mit unserer Arbeit identifizieren,
wenn wir
uns Ziele setzen, uns diese Ziele bildhaft vorstellen
und hingebungsvoll daran arbeiten.
Lernen Sie, sich die richtigen Ziele zu setzen!
Die Yerkes-Dodson Kurve verändern
Körperliche Fitness erhöht das Optimum. Von Hochleistungssportlern heißt es darüber hinaus, sie würden in körperlicher Ruhe hinter ihren geistigen Möglichkeiten zurückbleiben, bräuchten also ein Mindestmaß auch von körperlicher Aktivierung, um das geistige Optimum erzielen zu können. Die Kurve ist also sowohl nach oben als auch nach der Seite veränderlich.
Die meisten Informationen zum geistigen Fitness hier auf methode.de beziehen sich auf die Höhe der Kurve. Wir versuchen, durch optimale Ernährung, ausreichen Flüssigkeit, Bewegung, Sauerstoff etc das Optimum zu erhöhen. Eine ganze Reihe von Tipps bezieht sich aber auch auf die Aktivierung.
Den optimalen Punkt finden
Eigentlich noch viel interessanter wäre aber,
am richtigen Punkt zu arbeiten. Falls die Kurve
eher flach verläuft, wie man es in alten Lehrbüchern
findet, bringt das nur mäßigen Zugewinn.
Ist
die Kurve aber eher steil und spitz, könnte der
Gewinn ganz beträchtlich ausfallen.
Wie ist das also? Wie findet man den optimalen Punkt? Wie erkennen wir, ob wir ihn erreicht haben? Kommt das überhaupt vor? Wie schnell bewegt man sich auf der Aktivitätsachse vom Optimum weg und darauf zu? Wo arbeiten wir eigentlich? Eher rechts oder eher links vom Optimum?
Tipp:
Den optimalen Punkt zeichnet eine starke Stör-Unempfindlichkeit aus: "Man könnte eine Kanone neben mir abfeuern und ich würde immer noch weiterarbeiten ..."
Antworten auf diese Fragen bietet überraschenderweise ein Randgebiet der Psychologie: Die Glücksforschung. Der Mensch, so hat man herausgefunden, ist gleichzeitig am glücklichsten und am leistungsfähigsten eben an diesem Optimum. Er ist es dann, wenn er das tut, was er am liebsten tut und am besten kann. Diesen Zustand nennt man Flow.
Aktivierung erhöhen
Während uns Stressbekämpfung, Entspannung eher geläufig ist, kennen viele Menschen kaum einen Weg zur stärkeren Aktivierung. Diese Aktivierung scheint besonders günstig auszufallen, wenn sie nicht direkt über das Denken und Arbeiten erfolgt, sondern auf Umwegen. Beispielsweise kann man die Aktivierung durch Reflexzonenmassage, Jogging oder einen Sitzball (über den Gleichgewichtssinn) fördern, ohne Nervosität oder Überaktivierung zu erzeugen...
Zwischen Stress und Langeweile
Rechts neben dem Optimum finden wir einen Bereich, den wir Stress oder Distress nennen. Gehetzt zu sein, überaktiviert, schlecht gelaunt und immer in Aktion, das ist nicht der optimale Leistungspunkt unseres Gehirns. Noch dazu es dieser Bereich auch nicht gesund.
Tipp:
Gehen Sie Herausforderungen nicht unnötig aus dem Weg.
Ein Abfall auf die linke Seite, zur Langeweile, ist aber auch nicht viel besser. Langeweile ist ebenso ungesund. Sie kann uns sogar unser Augenlicht und viele Lebensjahre kosten. Es lohnt sich daher, sich immer wieder nach interessanten Aufgaben umzusehen.
Tipp:
Aufschieberitis führt zu einem ständigen Schwanken zwischen den Extremen. Langeweile während man es nicht schafft, loszulegen und Stress, wenn man hin und wieder die Folgen zu spüren bekommt.
Die Kurve ist steil und spitz
Die Forschungen z. B. von Mihaly Csikszentmihalyi (siehe auch Bücher von Mihaly Csikszentmihalyi (Amazon Affiliate Link) ) zeigen eine Verbindung des Flow mit außerordentlich hohen Leistungen. Seine Beobachtungen an Chirurgen, Bergsteigern und anderen Menschen aus Hochleistungsberufen zeigen, dass zwischen dem Bereich außerhalb des Flow und der Leistung im Flow ganz außerordentliche Leistungsunterschiede liegen können. Beim Superprogramming hat man Leistungsunterschiede von Faktor 10 gemessen...
Flow wird nicht nur durch den Faktor Aktivierung bestimmt. Insofern muss die Yerkes Dodson Kurve nicht wesentlich falsch sein. Aber es ist klar: Den optimalen Punkt der Aktivierung zu finden, lohnt sich.