Entstehen weltbewegende Ideen wirklich beim Tagträumen?
Sie kennen wahrscheinlich die Geschichte des berühmten Chemikers Friedrich August Kekulé, der im vorletzten Jahrhundert die Struktur des Benzolmoleküls entschleierte. Sie gilt als Paradebeispiel für intuitives, kreatives Denken. Ihre Chemielehrer werden es kaum versäumt haben, sie zu erzählen und auch so manches Buch und so mancher Vortrag über Ideen und Kreativität greift sie auf:
Kekulé hatte eine Vision, so erzählte er jedenfalls 25 Jahre nach seiner bahnbrechenden Entdeckung auf der "Kekulé-Feier" der Deutschen Chemischen Gesellschaft im Berliner Rathaus:
In der Nacht seiner spektakulären Entdeckung saß er in einem bequemen Sessel und betrachtete im Halbschlaf das Funkenspiel des Kaminfeuers. Mit einem Male, so erzählte er, brachte ein Traum die langgesuchte Lösung: Er sah Kohlenstoff- und Wasserstoffatome vor seinen Augen tanzen. Eine Schlange erschien und biss sich selbst in den Schwanz. Sie bildete einen Ring. Daraufhin ordneten sich auch die beteiligten Atome zu einer Ringstruktur. Kekulé erkannte darin die langgesuchte Anordnung, in der die Bindungsgesetze und die Anzahl der Atome einer jeden Sorte zueinanderpassten. Das war die Geburtsstunde der organischen Chemie.
Kreative Prozesse ...
... haben tatsächlich viel mit Träumen und Tagträumen zu tun. Ideen entstehen immer nur aus dem, was wir an Kenntnissen und Gedankenbildern bereits in uns tragen. Zur Stärkung unserer Kreativität müssen wir unserem Gehirn daher die Zeit geben, Gedanken immer neu zu ordnen. Wir finden deshalb einen Widerspruch zu unserem Bemühen, Zeit zu sparen, Tagträumen zu vermeiden und rationell zu handeln.
Doch die Kunst der Zeitersparnis und des Zeitmanagements stehen nur scheinbar in einem krassen Gegensatz zu den Bedürfnissen einer kreativen Arbeitsgestaltung. Kreativität braucht Zeit. Umso wichtiger ist es, durch gekonntes Zeitmanagement Freiräume zu schaffen.
Tipp:
Kreativität lässt sich steigern durch ausreichend Flüssigkeit, gehirngerechte Ernährung und rhythmische Bewegung wie Jogging oder Tanzen.
Es sind die Extremfälle, die der Kreativität
am meisten schaden: Oft haben Sie keine Zeit für
ein ausreichend langes Verweilen bei einer Aufgabe.
Dann gewähren Sie Ihrer Intuition nicht den nötigen
Freiraum. Oder Sie befassen sich zu lange am Stück
mit ein und derselben Aufgabe. Eine Art von geistiger
Blindheit setzt ein, die uns in vorgegebene Denkbahnen
zwingt. Unsere Kreativität braucht Phasen der Informationsaufnahme
und der Verarbeitung, bevor ein echter Schöpfungsprozess
zustande kommen kann.