Weitere Formen des "Blondinen-Effekts"
Die Intelligenz-Forschung hat gezeigt, dass die
Umgebung im Lauf der Jahre die Intelligenz verändert.
Selbst eineiige Zwillinge entwickeln sich auseinander,
wenn sich, selbst noch im Erwachsenen-Alter, ihre
Lebenswege trennen. Als das Leben auf dem Land noch
etwas beschaulicher war, machte das Leben in der
Stadt allmählich intelligenter als das Leben in
einem verschlafenen Nest auf dem Land.
Auch hier lag die Ursache im Training. Das konnte
man durch Forschung an Zwillingen beweisen. Der
harte Konkurrenzkampf um Menschen, Arbeit, Geld,
Lebensbedingungen, die Vielzahl der Kontakte, das
größere Angebot an äußeren Reizen forderten und
förderten den Intellekt des Stadtmenschen mehr.
Ähnliches gilt für unterschiedliche Berufe.
Auch ein jahrelanger Trainingsrückstand
in verschiedenen Denk-Talenten ist wieder aufholbar.
Erst in der zweiten Lebenshälfte wird ein Trainingsmangel
teilweise unwiderruflich. Nutzen Sie daher
Denkspiele und
Gehirnjogging!
Geistige
Unterdrückung
Eine dritte Form des Effekts ist besonders ungünstig.
Man kann gelegentlich beobachten, dass Vorgesetzte
ihre Untergebenen geistig "klein halten"
wollen. "Meine neue Chefin diktiert mir sogar
Wort für Wort meine Briefe. Und dazu holt sie sich
den Ordner und diktiert mir das, was ich selbst
letztes Jahr geschrieben habe ...".
Die Untergebenen dürfen nichts entscheiden, bekommen
regelmäßig gesagt, dass sie das sowieso nicht verstehen
könnten etc. Man glaubt, das hätte es nur im vorletzten
Jahrhundert gegeben. Und doch kommt uns doch allen
so etwas auch bekannt vor.
Die Intelligenz, also die Summe der Problemlösungsfähigkeiten,
hängt sehr stark vom Selbstbild und Selbstvertrauen
ab. Nichts Entscheiden zu dürfen macht allmählich
unfähig zur Entscheidung. Nichts zu denken, macht
unfähig zu denken. Der Eindruck, doof zu sein, macht
doof.
Mathematik bei Männern und Frauen
Im
Februar 2002 stellte Claude Steele, ein
Psychologe von der Stanford University auf
der AAAS Tagung eine ausführliche Studie
über den Placebo-Effekt in Verbindung mit
Intelligenz vor:
Ein populäres Vorurteil schreibt den
Frauen schlechtere Ergebnisse zu, wenn es
um Mathematik geht. Eine Kontrollgruppe
aus gleich qualifizierten Mathematikstudenten
und Studentinnen bestätigte in Steeles Studie
dieses Vorurteil klar.
Einer zweiten Gruppe sagte man allerdings
vor dem Test, dass es sich um Aufgaben handelte,
die sich als "geschlechtsneutral"
erwiesen hatten. Tatsächlich schnitten in
dieser Experimentalgruppe die beiden Geschlechter
gleich gut ab. Mehr noch: Der "Placebo-Effekt"
wirkte auf beide Geschlechter. Die Frauen
waren besser als die Kolleginnen der Kontrollgruppe
und die Männer schlechter als ihre Kollegen
der Kontrollgruppe.
Sagen Sie niemals "Das kann ich
nicht!". Ihr Unterbewusstsein glaubt
es Ihnen ...
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Die Folgen für die Menschen sind manchmal dramatisch.
Eine Frau erzählte, als sie nach 10 Jahren "Denkverbot"
Ihre Arbeit verlor: "Das Schlimmste war, dass
ich erst wieder lernen musste, dass ich etwas wert
bin, dass ich denken und entscheiden kann ..."
Eine kurze, schmerzhafte Erfahrung und dann erstaunlich
schnell gleich zwei Karrieresprünge beim neuen Arbeitgeber
waren die Folge.
Das ist der "Umkehr-Blondinen-Effekt"
Eine Situation der Befreiung, das Ende eines
jahrelangen geistigen "Kleinhaltens" im
Beruf oder in der Partnerschaft, kann beträchtliche
Energien entfesseln. Ein Mensch, der gefordert wird,
der weiß, dass er ein Problem lösen muss und kann,
hat auch die Chance, es zu lösen.
Wie kehrt man den "Blondineneffekt"
um?
Eine der wichtigsten
Motivationsmethoden
ist, die Fähigkeiten der Menschen zu entfalten,
ja manchmal regelrecht zu entfesseln. Die Fähigkeiten
sind da. Ein unauffälliger, angepasster Sachbearbeiter
ist im Privatleben vielleicht Dirigent oder Trainer,
Mutter mehrerer Kinder oder Vereinsvorstand, baut
sich ein Haus, trägt Verantwortung in Politik und
Gesellschaft. Nur am Arbeitsplatz macht er die Erfahrung,
dass man lieber nicht zu viel denkt ...
Die Umkehrung gelingt durch die Umkehrung
der 3 geschilderten Situationen:
- Möglichst viele Probleme selbst
lösen lassen. Unerfahrene Mitarbeiter
werden nur erfahrene Mitarbeiter, wenn
sie Erfahrungen machen können. Kinder,
denen man alle Probleme aus dem Weg
räumt, haben eine messbar höhere Selbstmordrate
als Kinder, die selbst lernen müssen,
wie man Probleme anpackt und löst.
- Eine fordernde Umgebung schaffen.
Job-Rotation und Teamarbeit, wo immer
es geht. Regelmäßige Fortbildung anbieten,
notfalls sogar aufzwingen. Lieber ab
und zu mit viel Geld gut ausgebildete
Mitarbeiter verlieren als jahrelang
mit schlecht ausgebildeten Mitarbeitern
arbeiten müssen. Im Privatleben: Systematisch
Veranstaltungen, Museen, Messen, Sehenswürdigkeiten
aufsuchen, engagieren in Verein, Partei,
Hobby...
- Niemals Mitarbeiter geistig niederdrücken
sondern geistig aufbauen. Loben
statt tadeln. Ziele vereinbaren. Verantwortung
und Denken delegieren. Vorschläge einfordern
und akzeptieren. Auch im Berufsleben "Köderaufgaben"
einsetzen.
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