Mimik:
Körpersprache des Gesichts
Was wir fühlen ...
Viele Menschen tragen ihr Seelenleben auf ihrem
Gesicht offen zur Schau. Jede Gefühlsregung spiegelt
sich wider in, oft minimalen, Veränderungen des
Gesichts. Pupillen weiten oder verengen sich, Mundwinkel
gehen nach oben oder unten, die Augenlider sind
mehr oder weniger geschlossen, Falten glätten oder
vertiefen sich.
Bei vielen Menschen kann man so schon auf den
ersten Blick die Stimmungslage deuten.
Selbstkontrolle
Wer in einem Geschäft mit strahlenden Augen vor
einer Stereo-Anlage steht, hat
schlechte Karten,
wenn er den Preis herunterhandeln möchte. Wer Unsicherheit
zeigt,
wenn er das Büro des Chefs betritt, hat
es schwerer, eine Gehaltserhöhung durchzusetzen.
Wir manipulieren also unser Gesicht. Wir setzen
ein Pokerface auf. Niemand soll erkennen, was wir
fühlen. Und mit dieser Angewohnheit leidet leider
auch unsere Fähigkeit und noch mehr unsere Bereitschaft,
die Gefühle anderer wahrzunehmen und zu deuten.
Gefühle Anderer wahrnehmen
Mit Erstaunen beobachten wir manchmal, wie genau
unsere Kinder mit einem einzigen Blick die Stimmungslage
einer Situation erfassen können. Selbst winzige
Veränderungen in den Augen werden sicher erfasst.
Heute erfreuen sich "micro
expressions", also nur durch minimale Details
sich ausdrückende Gefühlsregungen,
durch diverse
Publikationen großen Interesses. Vor allem, ob ein
Mensch lügt oder die
Wahrheit sagt, ist uns
äußerst wichtig. Kinder sehen aber viel mehr als
nur Unehrlichkeit.
Sie möchten vor allem eine
Rückmeldung über ihr eigenes Verhalten.
Kinder beobachten Gesichter genauer als alles
andere. Und auch Erwachsene erhalten sich die Fähigkeiten,
die daraus erwachsen, nutzen sie jedoch weit weniger.
Der statische Teil der Körpersprache
Die Zeitschrift "The
Economist" berichtete Im September 2017,
wie verblüffend genau man mittlerweile direkt aus
der DNA auf die Gesichtszüge einer Person schließen
kann. Es lassen sich Bilder generieren, auf denen
man die Person schon fast erkennen kann. Nase, Kinn
und Augen gehören eigentlich unveränderlich zu uns.
Körpersprache ist aber nicht nur, was sich anhand
einer Veränderung erst beurteilen lässt, ein Lächeln
etwa. Wir schließen auch aus den "unveränderlichen"
Merkmalen des Gesichts auf den Charakter eines Menschen.
Aus einem kräftigen Kinn etwa schließt man gerne
auf einen Menschen voller Energie.
Das ist aber nicht so abwegig wie es klingt.
Energie und ein kräftiges Kinn werden wohl tatsächlich
bei vielen Menschen gleichzeitig auftreten. Selbst
ein ursächlicher Zusammenhang über besseres Kauen
und bessere Ernährung im Kleinkindalter könnte vielleicht
bestehen. Älteren Menschen sieht man manchmal an
Form und Anzahl der Falten an, ob sie im Leben glücklich
waren und gerne gelacht haben.
Merkmale des Gesichts, etwa die Form der Nase,
können sogar auf dem Umweg über den Badezimmerspiegel
auf den Charakter des Menschen einwirken, insbesondere
durch das Selbstwertgefühl, das steht und fällt
mit der Wahrnehmung seiner selbst.
Rund um das Schminken der Augen und die Länge
der Wimpern ist eine milliardenschwere Schönheitsindustrie
entstanden. Die Augen selbst können durch ihre Klarheit
Gesundheit und Jugend ausdrücken. Sie sind für Kosmetika
wenig zugänglich, aber trotzdem nicht so unveränderlich,
wie man denkt: Jeden Morgen mit klarem, kaltem Wasser
die Augen zu spülen, ist gesund und hilft, Gesundheit
auszustrahlen. Geweitete Pupillen nimmt man unbewusst
wahr wie eine Liebesbekundung. Aber auch dafür gibt
es Tropfen. Und mit der Verbreitung von Drogen und
Medikamenten mit Auswirkung auf die Pupillenweite
hat die Zuverlässigkeit solcher Signale doch erheblich
abgenommen.
Die rechte Gehirnhälfte
Unsere Wahrnehmung spielt uns dabei einen erstaunlichen
Streich. Wenn wir beispielsweise versuchen, ein
Gesicht zu zeichnen (siehe
Zeichnen mit der rechten Gehirnhälfte), zeichnen
die meisten Menschen Symbole. Die linke, symbol-
und sprachorientierte Gehirnhälfte sagt uns, wie
eine Nase oder Augen oder ein Mund auszusehen hat,
währen die rechte Gehirnhälfte exakt das kopiert,
was sie sieht. (siehe
auch Konflikt der Gehirnhälften)