Die Gegenwart erleben ...
Nur ganz selten kommt es vor:
Ganz plötzlich wird uns klar, dass wir gerade jetzt leben, dass wir einen Augenblick unseres Lebens erleben, dass wir diesen Augenblick genießen können, dass er unwiederbringlich vorbeigeht.
Wir sind uns plötzlich bewusst, dass dieses Leben endlich ist, dass wir es nicht füllen, sondern erleben müssen, dass es wertvoll ist und dass es genau jetzt stattfindet. Ein ganz merkwürdiges Phänomen. Aber Sie wissen wahrscheinlich, was ich meine.
Hoffen wir nur, zu leben?
Wir alle haben ein großes Problem damit, unsere Gegenwart zu erleben. Unsere Gedanken kreisen um die Vergangenheit oder um die Zukunft und was jetzt ist, konsumieren wir passiv oder wickeln es mechanisch ab. Schon vor Jahrhunderten hat dies einen französischen Mathematiker zu der Aussage bewogen: Wir leben nie, sondern hoffen stets nur, zu leben...
Die Vergangenheit
Da gibt es Menschen, die mit all ihren Gedanken dem Vergangenen nachtrauern, von Vergangenem träumen. Oder man bezieht seine Gegenwart auf die Vergangenheit: Wenn ich damals anders entschieden hätte ... Das notwendige Handeln heute wird ersetzt durch Wunschdenken und Träumerei bezüglich der Vergangenheit. Die Vergangenheit wird zur Ausrede.
Was wäre das für ein Leben, wenn man es nicht ändern könnte!?
Eigentlich ist es etwas Schönes und Wertvolles, Vergangenes wieder aufleben zu lassen, in alten Fotoalben zu blättern, Kindheitserinnerungen wachzurufen. Können Sie sich noch an Ihr erstes Fahrrad erinnern? An Ihre schmutzigen Stiefel? Kindheitserinnerungen wachzurufen, ist etwas Wunderbares. Man sollte es regelmäßig üben ...
Wenn es aber nicht Absicht ist oder einfach eine genutzte Gelegenheit, sondern eine Gewohnheit, dann wird der Bezug zur Vergangenheit zum Problem. Man vergisst die Gegenwart. Und versäumt erst recht das Handeln in der Gegenwart.
Die Zukunft
Andere Menschen beziehen alles auf ihre Zukunft: Seit vielen Jahren will man sich "nächstes Jahr" selbständig machen. Nach diesem Projekt wird es endlich besser ... Wenn die Kinder erst groß sind ... Wenn das Haus endlich abbezahlt ist ... Im nächsten Frühjahr höre ich zu rauchen auf ... Wenn ich dieses Projekt gut abwickle, kann ich nächstes Jahr ... Und dafür nehmen wir in Kauf ...
Je mehr wir in der Zukunft leben, desto mehr verstellen wir uns den Blick für die Gegenwart. Wir erleben unser Leben als eine immerwährende Zukunft neuer Aufgaben. Wenn wir uns darin wohlfühlen, sind wir workoholics.
Die Gegenwart erleben.
Wie kommt man da heraus? Wie schafft man einen optimalen Bezug zur Gegenwart? Wie schafft man es, heute zu leben? Das Leben zu geniesen? Und doch die Vergangenheit nicht zu vergessen und in die Zukunft gestaltend einzugreifen?
Glück erlebt man im Flow, also dann, wenn man in seiner Tätigkeit aufgeht.
Klugheit, so Aristoteles, bezieht sich immer auf den nächsten mir möglichen Schritt im Sinne meines Interesses. Das bewährte Instrument, um Interessen methodisch in Handlungsschritte umzusetzen, ist ein Zeitplanbuch oder, wenn man regelmäßig mit einem PC arbeitet, meineZIELE.