Die Konzentration des Produktspektrums: Worauf
konzentrieren Sie sich?
Sobald man mehr als ein Produkt anbietet oder mehr als eine Leistung, beginnt man bereits, sich zu verzetteln. Wie analysiert man diese Situation hinsichtlich strategischer Konzentration?
Keine Vorurteile
Auf den ersten Blick ist man leicht geneigt, der strategisch so wirksamen Bündelung der Kräfte eine alles überragende Bedeutung beizumessen und jede Art der Verzettelung für schlechter zu halten.
Das ist natürlich Unsinn. Sinnvoll gegliederter Kräfteeinsatz ist in vielen Situationen sogar der einzige Schlüssel zum Erfolg. Man denke etwa an die verschiedenen Formen der Fruchtwechselwirtschaft, etwa im Wechsel Rüben, Gerste, Ackerbohnen und Weizen anzubauen, welche die Landwirtschaft über Jahrhunderte prägten. Für die natürliche Unkraut- und Schädlingsbekämpfung und um den Boden nicht auszulaugen, war das unerlässlich. Auch ein Bäcker, der sich auf eine Sorte Brot konzentriert, hat sofort eine Problem.
Wenn wir unsere Kräfte also auf verschiedene Leistungen und Produkte aufteilen, dann wäre wichtig zu wissen, warum wir diese Leistungen anbieten.
Wirklich nur eine Sache machen,
aber die dafür
richtig?
Kein Bauer sät Weizen unter seine Obstbäume, nur um die Fläche
zweimal zu nutzen.
Man muss sich eben spezialisieren. Nun eine Sache machen und die dafür richtig.
Aber sehen Sie, was ich beim Joggen entdeckt habe:
Man muss schon genau hinsehen (vergrößern). Das ist ein Getreidefeld, das in zwei Stockwerken wächst: Weizen und dazwischen gesät, fast doppelt so hoch, Roggen. Da konnte sich jemand nicht entscheiden, welche von zwei Sachen er richtig machen möchte. Oder?
Die verblüffende Antwort: Manche Böden und klimatische Bedingungen machen dem Bauern diese Entscheidung sehr leicht: Wenn er dort Weizen sät und Roggen gleich noch dazu, dann erhält er ungeschmälert den vollen Ertrag des Weizens und den Ertrag des Roggens einfach obendrauf.
Nicht alle Pflanzen bevorzugen Monokulturen. Verschiedene Arten spenden sich
gegenseitig Schatten, geben sich Halt und helfen sich gegen
Schädlinge und bei der Durchwurzelung des Bodens. Und diesen Effekt finden wir
auch bei anderen Produkten. Was sich gut ergänzt, erhöht den Absatz, vermindert
die Kosten und hält die Konkurrenz vom Leib. "Nur
eine einzige Sache machen, aber diese richtig", das will gut durchdacht
werden!
Warum welche Leistung?
Es gibt natürlich viele Gründe, immer noch weitere Produkte und Leistungen anzubieten. Neben den finanziellen Aspekten oder Portfolio-Analysen etc. gehört auch eine Analyse dieser Gründe zu einem klaren Lagebild über Konzentration und Kernkompetenzen. Jedes Produkt hat seinen Grund. Hier ein paar Beispiele:
-
Keine
Verbindung: Manchmal gibt es gar keine Beziehung
zwischen zwei Leistungen. So wird vielleicht
Geld, das mit Rauschgifthandel in Neapel verdient
wurde, in ein Bekleidungsgeschäft in Dresden
investiert
- Weitgehend zufällige Verbindung: Den Weg, den Mannesmann von den Stahlröhren zum Mobilfunk ging, könnte man sich vielleicht noch mit dem Bedarf an stählernen Funkmasten erklären.
- Knowhow: Manchmal entwickelt sich durch eine Art Steckenpferd ein Spezialknowhow. Ein Industrieunternehmen druckt z. B. seine Kataloge selbst, entwickelt ein besonderes Knowhow und macht daraus eine Dienstleistung für andere.
- Überschusskapazität: Eine teure Laser-Blechschneidemaschine wird für die eigenen Produkte nur minimal ausgelastet. Man sucht Fremdaufträge als Lohnfertiger
-
Zielgruppenvergrößerung:
Man produziert ein Nischenprodukt und erweitert
um ein ähnliches Produkt mit Massencharakter
- Zielgruppenspezialisierung: Man produziert ein Produkt und stellt fest, dass eine Teilzielgruppe, etwa Linkshänder, für eine spezielle Ausprägung des Produkts mehr bezahlen würde
- Zielgruppenabschöpfung: Ein Bäcker kann in seiner Filiale auch Zeitschriften oder Käse und Wurst mit anbieten, um von der gleichen Kundschaft mehr Geld abzuschöpfen
- Zwänge: Die bereits genannte Fruchtwechselwirtschaft ist nur ein Beispiel für Zwänge. Gesetzliche Vorschriften etwa können bestimmte Zusatzleistungen erzwingen. Autos ohne Ersatzteil-Angebot wären unverkäuflich etc.
- Sortimentsausschöpfung: Wenn man schon mal einen Marktzugang und die Fertigungskapazitäten hat, dann bietet man z.B verschiedenen Automodelle für verschiedene Zwecke und Zielgruppen an
- Saisonzwang: Man kann im Winter Skilehrer sein und um Sommer Segel- oder Tauchlehrgänge anbieten
Das Hüll-Sortiment
Diese
beiden Felder sind natürlich vermischt. Beispiel:
Unternehmen X stellt Messgeräte her und kann das
am besten. Man wird das Sortiment ausbauen, weil
man das kann, also neben Waagen und Dickemessgeräten
auch Härtemessung, Messschieber und Höhenmessgeräte
anbieten. Daneben wird man aber auch eine ganz neue
Abnehmergruppe erobern und neben Geräten auch Sensorkomponenten
an industrielle Abnehmer verkaufen. Man wird dem
Drängen der Zielgruppe folgen und auch noch Ständer,
Messtische etc. anbieten, obwohl man das vielleicht
nicht so gut kann. Und man könnte eine Spezialzielgruppe
wie die Linkshänder entdecken und dafür spezielle
Geräte anbieten.
Die
Wahl der Formen und Farben für die Darstellung ist
weitgehend gleichgültig (die Screenshot sind mit
Unter
den vielen Gründen, die es geben kann, weitere Produkte
herzustellen, gibt es vor allem den einen: "Ein
bestimmtes, brennendes Bedürfnis einer Zielgruppe
immer besser zu lösen." Das kann natürlich heißen,
zu einem knowhow-intensiven Messgerät auch einen,
möglicherweise erheblich einfacheren, Ständer mit
anzubieten. Es muss aber nicht heißen, dass man
diesen Ständer selbst fertigen muss.
Das
geschaffene Analyse-Diagramm zeigt, wo und wie sehr
man sich an seinem eigenen Können ausrichtet oder
an Bedürfnissen der Kunden. Gehen Sie jetzt noch
einen Schritt weiter:
