Was sind Wettbewerbsfaktoren?
Wettbewerbsfaktoren sind Umstände, Ressourcen und Aktivitäten, die den Markterfolg eines Unternehmens ausmachen.
Wir wollen den Erfolg des Unternehmens steigern. Also müssen wir an diesen Wettbewerbsfaktoren arbeiten. Die einzelnen Wettbewerbsfaktoren sind unterschiedlich wichtig. Es ist die Aufgabe der Strategie, die wirkmächtigsten Wettbewerbsfaktoren zu bestimmen. Danach setzen wir eine systematische Verbesserung der eigenen Position in Gang.
Beginnen wir mit einem äußerst interessanten Beispiel:
Warum einen Wettbewerbsvorteil verschweigen?
Stellen Sie sich vor, Sie sind
auf einem Gebiet
der Beste. Aber Sie verraten es Ihrem Kunden nicht. Das kommt tatsächlich
vor. Welcher Sinn steckt darin?.
Strategie wartet mit vielen Überraschungen auf. Eine davon hält unser Beispielfall Müller Brennereianlagen bereit.
Die Firma Müller Brennereianlagen hat sich sehr erfolgreich auf "optimale Aroma-Ausbeute" bei Brennereianlagen spezialisiert. Doch es ist klar, dass man sich trotzdem auch bei anderen Wettbewerbsfaktoren anstrengt.
Es gibt z. B. verschiedene Möglichkeiten, einen Brennkessel zu heizen: Holz, Gas, Öl, elektrisch. Natürlich spielt es für den Kunden eine Rolle, wie hoch der Brennstoffverbrauch ist. Der Brennvorgang erfordert nun mal, große Mengen vergorenes Obst zu erhitzen. Der Brennstoffverbrauch ist ein Wettbewerbsfaktor. Tatsächlich hat Firma Müller speziell zur Holzbefeuerung das sparsamste Angebot auf dem Markt.
Doch jetzt kommt das Erstaunliche: Der Unternehmer macht damit gar keine Werbung. Er hat das beste Angebot und erzählt nichts davon. "Wenn der Kunde nicht fragt, sagen wir das auch nicht. Es steht ja in den Unterlagen."
Strategie: Sich gegenseitig verstärkende Kernkompetenzen
Tatsächlich haben strategische Vordenker, beispielsweise Michael Porter, dieses Phänomen aus anderem Blickwinkel schon angesprochen. Porter sagt, man bräuchte eine Kombination von Kernkompetenzen, die nicht isoliert voneinander sind. Sie müssen sich gegenseitig ergänzen und verstärken.
Der Unternehmer Bernd Müller sieht
sich noch auf einem dritten Gebiet
ganz weit vorne: "Wir sind besonders gut darin, den Kunden genau die richtige
Anlage zu verkaufen: Die Anlage, die wirklich am besten zu ihm passt. Dazu
beraten
wir sehr sorgfältig und berücksichtigen dabei den gesamten Prozess der
Schnapsherstellung. Das geht von der Auswahl der Obstsorten bis zur Vermarktung
des Endprodukts."
Die beste Beratungsleistung passt perfekt zu der Möglichkeit, das beste Aroma zu entfalten. Diese beiden Spitzenleistungen ergänzen und verstärken sich gegenseitig. Die Wirtschaftlichkeit der Befeuerung hat mit der Spitzenposition bei der Aroma-Ausbeute nichts zu tun. Alle Argumente rund um "schnell, billig und viel Alkohol produzieren" passen hier einfach nicht. Alle Argumente rund um Genuss, Echtheit und Aroma verstärken dagegen den Verkaufserfolg. Das ist genau das, was Michael Porter meint.
Herr Müller hat diese Erkenntnis nicht aus Strategiebüchern, sondern vom Kontakt mit seinen Kunden. Der Kunde geht von seinem Bedarf aus. Er will eine Anlage, die Destillate mit dem bestmöglichen Aroma erzeugt. Seine Fragen drehen sich nur um dieses Thema. Die umfassende Beratung und die Eigenschaften der Destillationsanlage sind gemeinsam gewachsen. Diese Zielgruppe verdient ihr Geld nicht durch sparsame Befeuerung die Anlage. Es zählt der vom Aroma abhängige Verkaufserlös der erzeugten Produkte. Von anderen Dingen wollen die Kunden nichts hören.
Wie findet man eine solche Strategie?
Die wenigsten Strategien stammen aus dem Lehrbuch. Dazu sind diese viel zu trocken. Doch es gibt natürlich Instrumente, die Strategiesuche einfacher und effektiver machen. Denn eines ist auch klar: Hinterher kann jeder die Gelegenheit erkennen.
Man
sieht leicht ein, dass eine Strategie gut war. Aber zum Zeitpunkt der
Entscheidung war das keineswegs so. Sonst hätten viele Andere den selben Weg
versucht. Im Beispielfall liegt die Entscheidung in Richtung Aroma mehr als drei
Jahrzehnte zurück. Deshalb sollten wir jedes Instrument nutzen, das uns hilft,
eine gute Strategie zu finden.
Wenn es um Wettbewerbsfaktoren geht, benutzt man oft Value Curves oder Strategische Konturen. Wir wollen Alleinstellungsmerkmale schaffen. Value Curves zeigen, wie man dafür seine Kräfte verschiedenen Wettbewerbsfaktoren zuordnen sollte.
Im
Umfeld von Marketing-Experten hat sich eine horizontale Darstellung
durchgesetzt. Sie ist gut geeignet, um damit Erkenntnisse oder Absichten
überzeugend zu kommunizieren. Vertikale Profile haben den Vorteil, dass
man daraus leichter eine Gliederung entwickeln kann. So gelangt man vom einfachen
Stichwort zu konkreten Maßnahmen. Eine Strategie-Software muss
daher zwischen diesen beiden Darstellungen umschalten können.
Ein Beispiel finden Sie in dem PDF Dokument "Profildiagramme nutzen"

Tipp:
Strategische Konzepte sind oft unter mehreren verschiedenen Namen bekannt. Das liegt teilweise daran, dass sich mehrere "Erfinder" damit brüsten. Teilweise liegt es aber auch daran, dass man viele verschiedene Dinge betrachten muss. Gerade Strategie-Diagramme werden auf verschiedene Gegenstände angewendet: Märkte, Zielgruppen, Alleinstellungsmerkmale, Konkurrenz, Kernkompetenzen, Wettbewerbsfaktoren und vieles mehr. Folgen Sie möglichst vielen Konzepten. Sie gewinnen eine Vielfalt von Blickwinkeln
siehe z. B. auch Mehrpunkt-Konkurrenten-Matrix oder Beispiele für Strategiediagramme